Dagmar Heppner 10. Juni – 02. September 2007 Poor Thing Kunsthalle Basel Dagmar Heppner arbeitet mit einer Vielzahl von Medien, wie skulpturalen Objekten, Zeichnungen und Fotografien. Sie bringt diese in bestimmten Anordnungen zusammen, in denen die einzelnen Teile inhaltlich und räumlich subtil und offen aufeinander verweisen. Die Künstlerin interessiert sich unter anderem für unterschiedliche Fragestellungen, welche die Erfahrungen von Distanz und Nähe, materiellen oder immaterielle Sichtbarkeiten sowie abstrakte Denkbegriffe betreffen. Oft spannen ihre Werke Bilder auf, die sprachlich schwer zu beschreiben sind und welche den Raum zwischen zwei Dingen nicht verschweigen, sondern vielmehr akzentuieren. Heppner bezieht sich in ihren Arbeiten auf die Konzeptkunst der 1960er und 1970er Jahre. In konzeptuellen Aneignungsstrategien nimmt sie Motive aus der Kunstgeschichte auf, die sie in ihren Arbeiten einer oft einfachen Verschiebung unterzieht. So hat sie beispielsweise Yves Kleins Fotografie Le saut dans le vide reproduziert, jedoch den auf die Strasse springenden Künstler entfernt. Heppner findet die Ideen im Alltag, in Situationen, in banalen Objekten und Bildern aus Zeitungen oder Büchern, die sie sammelt und davon ausgehend in subjektiver Auswahl Arbeiten produziert. Die Reihe Sights, 2006 zeigt Puzzles bekannter Sehenswürdigkeiten, deren essentielle Teile, wie die Notre Dame, von der Künstlerin entfernt wurden. Das Fehlende bleibt lesbar, da unser inneres Auge es mühelos zu ersetzen scheint. Die nie ganz erfassbare Realität, die sich, was unsere Erfahrung betrifft, meist nur bruchstückhaft zusammensetzt, deutet sich in der „Lücke“ an, die das Sehen als solches thematisiert. Die Leerstellen eröffnen in Heppners Arbeiten so neue Denkräume und aktivieren die Imaginationskraft des Betrachters. Heppner arbeitet auch mit Objekten, die an Präsentationsmobiliar wie Trennwände oder Regale oder an Einrichtungsgegenstände wie Paravents erinnern. Deren monochrome oder auslaufende Farbflächen strahlen von glatten Oberflächen oder von auf den privaten Wohnraum verweisenden Stoffen in den Raum aus und verdichten in ihm eine atmosphärische Stimmung. Heppner benutzt für ihre installativen Elemente häufig die Farbe Blau, wie beispielsweise für die grossen raumteilenden Wände ihrer Installation in der Einzelausstellung Ni fleurs, Ni Couronnes 2005 im Kunsthaus Baselland. Diese gaben ein neues architektonisches Gefüge vor und verwiesen mit den blauen Flächen als „leere“ Projektionsflächen auf ein transzendentes Nichts. Die Instabilität, die Heppners Skulpturen hinsichtlich der körperlichen wie auch visuellen Erfahrung im Raum schaffen, evozieren eine Vorstellung eines unendlichen oder undefinierten Raumes. In Heppners Arbeiten bleibt die Position des Betrachtes, aber auch die Verbindung der einzelnen Teile, im Ungewissen und wirft den Betrachter damit auf sich selbst als Subjekt zurück. Die unterschiedlichen Möglichkeiten zur Produktion von Bedeutung – und wie viel Bildlichkeit es dazu benötigt – sind ein zentrales Thema in Heppners Arbeit. Die Dinge scheinen durch ihre konzeptuelle und formale Reduktion in den flexiblen Zusammenstellungen in einer gewissen Entfernung zum Betrachter. Als zurückgenommene, poetische Gesten schaffen die Arbeiten Situationen, die zwischen einem subjektiven und institutionalisierten, öffentlichen Raum changieren, und die keine endgültigen Lösungen und Erzählungen bereithalten. Simone Neuenschwander, Katalogtext